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Samstag, 16. August 2014

Eine Raupe lernt fürs Leben

Es war einmal eine kleine niedliche Raupe. Sie spazierte Tag für Tag durch die Wiesen, sonnte sich und war ihres Lebens froh. "Schön ist es hier auf der Welt", dachte sie und konnte sich keinen schöneren Platz auf der Erde vorstellen als ihren Fleck Wiese den sie bewohnte.
Als die Raupe älter wurde und der Direktor der örtlichen Volksschule Mag. Insekto zu ihr kam und sie in die Schule einlud, freute sie sich sehr, denn sie war sehr wissbegierig und wusste schon in ihren jungen Jahren wie wichtig Bildung in der heutigen Zeit war.

Als der erste Tag gekommen war und die Schule begann, setzte sie sich ganz aufgeregt in die erste Reihe und wartete auf die anderen Tiere die in ihre Klasse gingen. Schon bald kamen Hirschkäfer, Tausendfüßler, Bienen und ein Maulwurf. Die Raupe war glücklich mit so vielen unterschiedlichen Charaktären in einer Klasse und sein und fragte sich wer sich wohl zu ihr setzen würde. Doch auch als alle schon da waren, blieb der Platz neben ihr leer. Das kränkte sie, "warum setzt sich keiner neben mich, ist etwas denn etwas mit mir nicht in Ordnung?", fragte sie sich.
© Thomas Wieländer
Am nächsten Tag fragte sie einen Hirschkäfer, ob sie sich neben ihn setzen dürfte. Dieser antwortete ihr jedoch: "Du? Du hässliches kleines Ding? Du hast Stacheln die mich verletzen könnten und außerdem wie siehst du eigentlich aus? Ich bin ein Tier, das einem König gleicht, siehst du nicht mein wunderschönes Geweih? Ich bin ein 18-Ender, soetwas wie mich gibt es kein zweites mal. Nein. Mit dir möchte ich ganz sicher nichts zu tun haben". Die Raupe war sehr traurig über das was der Hirschkäfer gesagt hatte, lies sich aber nicht unterkriegen und ging weiter zu den Tausendfüßlern. "Wollt ihr meine Freunde sein?", fragte die Raupe wieder schüchtern. Da lachten die Tausendfüßler und antworteten: "Du willst mit uns befreundet sein? Du hast ja nichteinmal einen Fuß, sieh uns an, wir sind die Könige der Tiere, soviele Füße wie wir hat kein anderes Tier.  Mit dir wollen wir sicher nichts zu tun haben". Die Bienen gaben ihr ebenfalls zur Antwort, "wir sind die schönsten Tiere, wir haben ein tolles Streifmuster. Nichtmal bei Chanel bekommt man so ein schönes Kleid wie wir es haben. Nein wir wollen nicht neben dir sitzen."

Da kam sie zum Maulwurf und schaute ihn an. Der Maulwurf konnte nichts sehen, aber er hörte, dass jemand in der Nähe war. Deswegen fragte er: "Wer bist den du?". Die Raupe entgegnete ihm, "ich bin die Raupe und sitze in der ersten Reihe, aber gehe gleich wieder, ich will dich nicht stören...". Da antwortete der Maulwurf, "Du störst doch nicht. Willstt du dich denn nicht zu mir setzen, ich sitze alleine hier und über an neuen Freund und Sitznachbar täte ich mich sehr freuen?!". "Du meinst ich soll mich zu dir setzen? Ist das dein Ernst? Ist es dir nicht peinlich mit mir gesehen zu werden?"
"Peinlich, warum sollt mir des peinlich sein? Du machst einen sehr netten Eindruck auf mich und Freunde kann man wohl nie genug hoben, oder?". Da setzte sich die Raupe zum Maulwurf und sie wurden Freunde. Sie wurden sogar beste Freunde. Sie halfen einander bei den Hausarbeiten, spielten miteinander, lachten viel und freuten sich einander gefunden zu haben. Die anderen aber verstanden nicht, warum sich der Maulwurf mit ihr abgab. Sie dachten aber es läge daran, das er sie einfach nicht sehen konnte. Es war jedoch ihr Charakter, die der Maulwurf so schätzte, er brauchte sie nicht sehen, damit er wusste, das sie eine besondere Freundin war.

Ein Schuljahr war bald geschafft und als die Ferien kamen, trennten sich die Wege der beiden wieder, denn der Maulwurf ging wieder zurück unter die Erde zu seiner Familie. Die Raupe aber verpuppte sich und nach einigen Tagen wurde aus ihr ein wunderschöner Schmetterling. Als die Schule wieder losging und sie als neuer prachtvoller Schmetterling erschien, wollten plötzlich alle neben ihr sitzen und ihre Freunde sein. Da sie jedoch wusste wie oberflächlich die anderen waren lehnte sie dankend ab und setzte sich wieder neben ihren besten Freund den Maulwurf, der wieder gekommen war.

Da wurde den anderen klar, dass sie einen Fehler gemacht hatten.
"Man sieht eben nur mit dem Herzen gut, dass wesentliche bleibt für die Augen unsichtbar."
Antoine de Saint-Exupéry

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